Prosa 8

aus:

Kleine Texte

VI

Rückzug

Gekrächzte Botschaft über mir: Das Öl wird knapp, seine Reste fließen ins Erdallerinnerste zurück, füllen so – zu einem riesigen Klumpen geformt - die Mitte des Erdallerinnersten aus, Kerngeworden, träumt das Öl von den feurigen Weiten des Seins, ekstatischen Fontänen, vom Fließen durch geäderte Krusten, von rauen Zungen, die den Wüstensand belecken.

Es wird kalt!, krächzt mein gefiederter Bote, sehr kalt, das Öl träumt, zusammengerollt schläft es . Brütet ihr auf euren Atomeiern und macht schnell.

Immer bringt er üble Botschaften, im Vorbeifliegen krächzt er sie, und währenddessen schrumpft die Welt. Kann sein, dass sie, die Schönste, die Teuerste, in ihre eigenen Arme zurücksinkt.

Öl, du träumst deinen Öltraum, ich bin so schläfrig wie du. Die Welt ist alt, so alt! Nur einmal schlafen in den Innenräumen der Erdnacht! Sollen sie frieren da draußen, hunderte, tausende Jahre, wir träumen in krustigen Buchtungen. Fern der Weltmarktpreise träumen wir, zusammengeklumpt, traurig und warm. Verkohlte Schmerzen, - der Bote krächzte noch davon – verkohlter Wein und verkohlter Weizen, lang ists her, dass wir gefährlich waren, Tränen hinterließen und Andacht und Aufbruch. Asche, Asche! Wie leicht sie ist. Der Wind jagt sie um den Erdball. Schwarzer Wirbelsturm, die Sicht wird schlecht.

Unser schwarzer Bote in den Bäumen mit seinen Freunden. Sie beraten sich. Sie wissen, wann es Zeit ist, sich zu erheben.

Verlustgeschäfte, krächzt es über mir. Die Vorräte werden knapp! Wir schlafen und träumen, ich in deinen dunklen, sanften Armen, ich klein, du sehr groß, wir hören unseren gefiederten Freund. Wir haben es gut warm. Wir hören den Wind sausen, von fern. Aus unseren Herzen wächst der Schlaf, und mit seinen Augen wird die Welt sich betrachten, mit seinem Blick.

 

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