Prosa 5

aus:

Kleine Texte

III

Mittag, Jäger und König

Küsse ihn deinen Meister, der dir den Schädel spaltet mit seinem Feuerdolch, um in die Schalenhälften die Weisheit der Glut zu stampfen. Küsse ihn, den deine Worte nicht kümmern, dessen Licht die Wendeltreppen deiner Fürbitten, deiner Entschuldigungen zersägt.

Im Gebüsch tanzen Schlangen mit gekrönten Häuptern. Alle Heiligen sind geflohen. Sie hocken ringsum auf den Bäumen, das Rascheln ihrer Gewänder verrät sie. Der Mittag kennt keine Gnade. Die Schlangen nahen, sie ziehen in dir ein, in den zweigeteilten Schädel. Lüstern legen sie ihre Eier ab. Du wirst die Weisheit des Alterns lernen. Frage nicht, der Himmel thront über dir, seine Gebeine sind kalt, küsse sie. Er liebäugelt mit deinem Aschenherzlein. Wärme ihn, wenn du kannst.

 

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